8 Wege, wie amerikanische Angels den deutschen VC-Markt erschließen können

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Wie kaum eine andere Anlageform war Risikokapital schon immer eine Angelegenheit, zu der man nur auf Einladung kam. Dominiert von Banken, Pensionsfonds und anderen Institutionen mit sehr, sehr tiefen Taschen, mussten private Investoren auf andere Anlageklassen ausweichen, um ihr Geld zu investieren.
Aber die Landschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Überall tauchen Möglichkeiten für private Investoren auf, Angels zu werden, und die Demokratisierung von VC scheint immer unausweichlicher zu werden.

Für jeden privaten Investor, der einen Weg in den VC-Markt sucht, gibt es im Grunde 8 Wege, die du einschlagen kannst:

Kauf von Anteilen an einer börsennotierten VC-Gesellschaft oder einem Fonds
Als Kommanditist eines privaten Fonds
VC-Dachfonds
Virtuelle Lösungen
Special Purpose Acquisition Companies (SPACs)
Crowdfunding
Syndikate und SPVs
Nutze dein Netzwerk

Werfen wir einen Blick auf jede dieser Möglichkeiten und wie sie als Einstieg in den lukrativen deutschen VC-Markt genutzt werden können.

1. Kauf von Anteilen an einem börsennotierten VC-Unternehmen oder -Fonds

Der Kauf von Anteilen an börsennotierten VC-Fonds ist eine relativ niedrige Einstiegshürde, da die Mindestinvestition viel niedriger ist.

Es gibt einige börsennotierte deutsche VC-Fonds mit einem breiten Portfolio – viele von ihnen haben auch einen VC-Arm, der in deutsche Start-ups investiert, aber wir empfehlen dir, die richtige Option für dich zu finden.

2. Als Kommanditist eines privaten Fonds

Als Kommanditist eines VC-Fonds zu investieren ist eine weitere Möglichkeit, aber die Einstiegshürden sind zwar nicht so hoch wie bei den führenden US-Fonds, aber immer noch ziemlich hoch. Die größten Fonds mit dem besten Zugang zum Dealflow akzeptieren nur Tickets ab 3-5 Mio. €.

Die VC-Firmen, die hinter den Deals stehen, legen verschiedene Fonds zu unterschiedlichen Zeiten für LPs auf. Der Zugang zu einem guten Dealflow bei deutschen VC-Fonds hängt – wie überall – von deinem Netzwerk und deinem Timing ab. Wir haben gesehen, dass die Mindestbeträge für private Deals in Berlin zwischen 5.000 und 250.000 Euro liegen und natürlich auch mehrere 7-stellige Beträge erreichen können.

Noch wichtiger als Kapital sind für VCs allerdings Fachwissen und das, was die Deutschen „Vitamin B“ nennen – also Beziehug oder in anderen Worten: ein Netzwerk. Jeder erfolgreiche Tech-Unternehmer mit einem etablierten Netzwerk hat also viel bessere Chancen, bei den größeren deutschen VC-Firmen als LP einen Fuß in die Tür zu bekommen.

Eine Übersicht über die 10 aktivsten deutschen VCs findest du in der Liste von Pitchbook.

Wie immer musst du dir die Kosten genau ansehen, wenn du dich an Fonds beteiligst. Oft musst du beim Kauf von Fondsanteilen ein „Agio“ (Aufschlag) zahlen – in der Regel etwa 5 Prozent der Investitionssumme.

Hinzu kommen einmalige Kosten für Marketing und Vertrieb, die vom eingezahlten Kapital abgezogen werden. Je nach VC liegen diese Kosten zwischen 10 und 16 Prozent. Zu den Kosten gehören auch laufende Managementgebühren, die ebenfalls von der Investitionssumme abgezogen werden.

3. VC-Dachfonds

Es gibt einen guten Grund, warum Risikokapital eine sehr risikoreiche Anlageklasse ist. Die besten VCs können Renditen von bis zu 40 % erzielen, aber es besteht immer das Risiko, dass das Geschäft nicht einmal das eingezahlte Kapital zurückwirft.

Viele Angels und LPs minimieren das Risiko, indem sie in Dachfonds und andere virtuelle Plattformen investieren.
Unternehmen wie Presight Partners, Redstone und MK Venture Capital betreiben und investieren in verschiedene Fonds – von der Frühphase bis zum fortgeschrittenen Stadium – in einer Vielzahl von Branchen.

4. Virtuelle Lösungen

Für weitere virtuelle Lösungen bietet der Berliner Anbieter Moonfare Anlegern die Möglichkeit, mit einer Mindestinvestition von 50.000 € direkt in VC-Fonds aus den USA zu investieren.

Auch der Vermögensverwalter Liqid hat einen VC-Arm. Die Investoren hier sind derzeit an neun Risikokapitalfonds beteiligt, darunter Khosla Ventures und Lightspeed. Die Mindestinvestition beträgt 20.000 €.

Auch die Crowdfunding-Plattform Seedrs hat einige Angebote gemacht, die es Kleinanlegern ermöglichen, in Risikokapitalfonds zu investieren, zum Beispiel Passion Capital in Großbritannien. Bisher gibt es noch keine deutschen Fonds auf der Plattform, aber es lohnt sich, einen Blick darauf zu werfen.

Wir haben auch eine Liste der 10 besten Software-Plattformen für VC-Investitionen zusammengestellt. Darin zeigen wir verschiedene Möglichkeiten auf, wie US-Privatinvestoren über Special Purpose Vehicles (SPV) und Syndikate bereits ab 5.000 Euro Zugang zu deutschen VC-Fonds erhalten.

5. Special Purpose Acquisition Companies (SPACs)

SPACs (Special Purpose Acquisition Companies) sind eine relativ neue Möglichkeit, in junge Tech-Unternehmen zu investieren. Für Uneingeweihte sind SPACs im Grunde genommen Blankoscheck-Gesellschaften – Aktiengesellschaften ohne operatives Geschäft.

Sie sind jedoch nicht die transparenteste Art, in VC zu investieren. Zunächst werden die Unternehmen an die Börse gebracht, ohne dass bekannt ist, wen sie in den nächsten zwei Jahren übernehmen werden. Irgendwann wird der Mantel mit einem Startup fusioniert, so dass ein Börsengang nicht notwendig ist. Als Investor setzt du dein Geld also eher auf die Namen hinter dem SPAC (und ihre Investitionserfolge) als auf das Portfolio selbst.

Das erste Mal wurde dies Anfang 2021 an der Frankfurter Börse durchgeführt. Die deutsche VC-Firma Lakestar brachte ihr Portfoliounternehmen HometoGo im Rahmen eines SPAC-Deals an die Börse. Seitdem haben wir eine Reihe von SPACs in Deutschland gesehen, zuletzt den deutschen Elektroautohersteller e.Go im Juli.

SPACs hatten im Jahr 2021 ihre große Zeit, aber seit dem jüngsten Wirtschaftsabschwung sind sie in Ungnade gefallen. Es gibt aber immer noch Gelegenheiten, die sich bieten. Wenn es um SPACs geht, musst du genau hinschauen. Du suchst nach Start-ups mit einem bewährten Geschäftsmodell und einem klaren Weg zur Profitabilität.

6. Crowdfunding

Die vierte und letzte Möglichkeit, in deutsche Start-ups zu investieren, ist die Direktinvestition. Um einen Zeh ins Wasser zu tauchen, ist Crowdfunding eine extrem niedrige Einstiegshürde. Es gibt ein paar Crowdfunding-Plattformen wie Seedmatch, Companisto und InVenture, die deutsche Startups unterstützen.

7. Syndikate und SPVs

Erfahrene LPs und vermögende Privatpersonen können natürlich auch innerhalb ihres eigenen Netzwerks investieren.

Das Zusammenlegen von Kapital mit anderen Angels in einem Syndikat oder einem Investitionskollektiv wird immer beliebter und ist eine gute Möglichkeit, VC-Investitionen zu demokratisieren. Wir haben hier einen ausführlichen Artikel über VC-Syndikate und SPVs in Deutschland veröffentlicht.

8. Nutze dein Netzwerk

Es ist immer gut, dein Netzwerk zu nutzen. Organisationen wie die Business Angels Berlin-Brandenburg, das Business Angels Netzwerk Deutschland, das Deutsche Börse Venture Network, Business Angels Europe, EBAN oder ähm unser eigenes Skytrain Network in Berlin führen dich gerne durch die Feinheiten des Angel Investing und bieten dir die Möglichkeit, ein Netzwerk gleichgesinnter Investoren zu nutzen.